Susanne Fülscher - Muss Liebe schön sein by Susanne Fülscher - Muss Liebe schön sein

Susanne Fülscher - Muss Liebe schön sein by Susanne Fülscher - Muss Liebe schön sein

Autor:Susanne Fülscher - Muss Liebe schön sein [Fülscher, Susanne]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783955308926
Herausgeber: Edel eBooks
veröffentlicht: 2017-04-11T22:00:00+00:00


Das Foto

Der Donnerstag fing grässlicher an als jeder andere Donnerstag in meinem bisher vierzehnjährigen Leben! Es war der Super-Alptraum-Donnerstagmorgen schlechthin, mieser als mies.

Ich hatte meinen Wecker auf fünf gestellt, weil ich unbedingt noch die Sache mit der Schaumwelle durchziehen wollte. Vielleicht war es idiotisch von mir, so eine Aktion in den allerfrühesten Morgen zu verlegen, aber es ist nun mal so, dass keine Frisur dieser Welt – und sei sie noch so toll – eine Nacht, in der man in seinen Kissen rumwühlt und von Joschas träumt, unbeschadet übersteht.

Also quälte ich mich hoch, rein ins Bad. Ein Gesicht, zum Weglaufen hässlich, guckt mir entgegen. Wie um Himmels willen sollte ich es schaffen, aus diesem verquollenen Etwas ein Eins-a-Gesicht zu machen? Ich hockte mich auf die Klobrille, jammerte erst ein bisschen in mich rein, las dann den Sermon auf der Packung durch. Laut Bedienungsanleitung war die Durchführung kinderleicht, absolut easy, wirklich. Ich machte alles wie beschrieben – Haare aufdrehen, Kleister auf den Kopf, Handtuch drum –, ging anschließend in die Küche, um mir einen Tee zu kochen. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, was im Einzelnen passierte. Vermutlich hatte ich es gerade noch hingekriegt, Tee zu kochen, und dann kam Mummi irgendwann in die Küche geschlichen und fragte, warum ich schon auf sei.

»Wie?«

Ich war gerade beim zweiten Aufwachen an diesem Morgen, hob langsam meinen Kopf von der geblümten Tischdecke. Meine rechte Hand tat weh – anscheinend hatte ich die ganze Zeit die Tischkante umklammert. Ich sah auf die Uhr, zehn nach sieben, meine Güte, die Schaumwelle! Ich hatte sie glatt die doppelte Zeit einwirken lassen! Rein ins Bad, wo Dad gerade auf dem Klo hockte, schnell wieder raus in die Küche – genauso gut konnte ich meine Haare hier ausspülen.

»Was machst du da eigentlich?«, wollte Mummi wissen, als ich mit tropfnassen Haaren aus der Spüle auftauchte. »Ich dachte, wir haben eine Dusche.« Dann verzog sie ihren Mund zu einem Grinsen, brach in unterdrücktes Gegickel aus.

Ich setzte zum Rückzug an und sagte mir im Stillen immer wieder den einen Satz vor, den ich mal in einer Psychosendung gehört hatte: Du musst jetzt stark sein, Baby, sehr stark!

Fast im selben Moment tönte ein gellender Schrei durchs Haus und das war keine andere Stimme als meine. Ich stand vorm Flurspiegel und raufte mir das nasse Sauerkraut auf meinem Kopf, das in alle Richtungen abstand, nur nicht dem Gesetz der Schwerkraft folgte und lockig nach unten fiel.

Mummi kam hinterher und legte mir tröstend den Arm um die Schulter. »Wart mal ab, bis es trocken ist.« Sie hatte immer noch diesen merkwürdigen Gesichtsausdruck, als würde sie in der nächsten Sekunde einen Lachanfall kriegen.

»Ich will tot sein!«, jaulte ich.

»Quatsch, Haare kann man abschneiden und sie wachsen auch wieder nach.«

»Ich will trotzdem tot sein.«

Daraufhin fing Mummi tatsächlich an zu lachen, was mich rasend wütend machte.

»Mensch!«, schrie ich. Und da mir nichts weiter einfiel, was ich zu dem Thema hätte sagen können, stampfte ich ein paar Mal mit dem Fuß auf, woraufhin unsere geschätzte Nachbarin Frau Henkel, die unter uns wohnte, mit irgendeinem Gegenstand an die Decke stieß.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.